Petristraße

Endlich Einigung im Sinne des Quartiers

Zu den Aufgaben des Architekten zählt es für das Bielefelder Architekturbüro baulampe architekten die Bedürfnisse des Bauherrn zu erkennen und ihn auf seinem Weg zu begleiten. So auch bei der Zusammenarbeit mit Karl-Jörg Kollmeyer in dem langjährigen Projekt „Petristrasse“, bei der nun ein Konsens zwischen den Beteiligten gefunden wurde, der endlich zu einer Aufwertung des Quartiers im Bielefelder Osten führen und den dringend benötigten neuen Wohnraum schaffen wird.
Die Ecke Petristraße und Hakenort bildet das Tor zum „5.Quartier“ Bielefelds. Insbesondere das prägnante Eckhaus aus der Gründerzeit. Mit diesem verbindet unser Auftraggeber Karl-Jörg Kollmeyer viel: Sein Urgroßvater August Pannhorst erbaute das Haus und Kollmeyer verbrachte hier seine Kindheit. In den 1960er -Jahren kaufte die Stadt das Gebäude und das angrenzende Flurstück, den ehemaligen Betriebshof, da sie - heute verworfene - Straßentrassen-Pläne verfolgte. Heute gehört daher dem Urenkel nur noch ein Teil des Grundstücks, auf dem seine Familie eine Transportfirma mit Pferdefuhrwerken betrieb. Seit fast dreißig Jahren versucht Kollmeyer den Ort seiner Kindheit zurückzukaufen. 

Doch auch die Bürgerinitiative „P2“ hat Interesse an dem Erwerb, deren 15 Mitglieder das Gebäude für alternative Wohnformen nutzen wollen, so dass nun von den Bezirksvertretern ein Kompromiss gefunden wurde, der im Mai im Stadtrat bestätigt wurde. Der Bürgerinitiative wird eine Kaufoption auf das Eckhaus eingeräumt, um ihr die Möglichkeit einer Finanzierung des Projekts zu geben. Kollmeyer darf das von baulampe architekten entworfene Mehrfamilienhaus auf dem angrenzenden Grundstück bauen und die Zufahrt zu den im Innenhof liegenden Parkplätzen über das Grundstück des Eckgebäudes verlaufen lassen. „Beide Gebäude stehen solitär, um den alten Baumbestand nicht anzugreifen“, so Thomas Lampe, dem der Genius Loci ein Anliegen ist. „Wir lehnen uns mit der Gestaltung der Fassade an das Eckhaus an, doch ohne historisierend die Fassade aus der Gründerzeit nachzubilden. Wir nehmen aber Qualitäten wie den Gebäudesockel auf, damit die Privatsphäre der Erdgeschosswohnungen sichergestellt ist.“  

Eine andere Qualität von Altbauten wird der Neubau auch aufgreifen: Die Geschosshöhe wird 2,80m betragen. Damit bekommen die acht Wohnungen, von denen mindestens zwei im geförderten Wohnungsbau realisiert werden und die sich alle nach Süden orientieren, eine Wertigkeit, die der Standartneubau nicht bietet. „Wir freuen uns, dass wir Herrn Kollmeyer bei diesem Prozess begleiten dürfen, da wir mit dem Entwurf dieses hochwertigen Neubaus seine Kindheitserinnerungen spiegeln und dem Stadtteil zu einer neuen Wertigkeit verhelfen können.“ Thomas Lampe fühlt sich der Stadt Bielefeld verpflichtet und sieht die Aufgabe des Architekten auch darin, durch eine tief gehende Analyse des Ortes und das wirtschaftliche Ausschöpfen des Bebauungsplans, der Stadt zu einem neuen Bild zu verhelfen. Der Bebauungsplan wurde auf Betreiben Kollmeyers geändert, die ursprünglich geplante Trasse entfällt, dafür führt jetzt ein Fahrradschnellweg an dem Neubau entlang. „Auch diese Entwicklung der Stadt prägt unseren Entwurf,“ so der Architekt.